Projekte
 
 

Förderverein Eislinger Saurierfunde (FES)

Stuttgarter Stadtanzeiger, 27.12.2006 (Jahresrückblick)


Vor Millionen von Jahren

Zahllose Knochen und Wirbelkörper, versteinerte Reste von Baumstämmen, dazwischen zahllose Überbleibsel von Tintenfischen – dieser Anblick bot sich im Jahre 2002 bei den Erdarbeiten für die neue Bundesstraße 10 am Eislinger Riedwald. Für die an der Ausgrabung beteiligten Wissenschaftler war schnell klar, dass es sich um einen ganz besonderen Fund handelt. Sowohl die gewaltige Anzahl der Wirbeltierrelikte, darunter vor allem mehrere Fischsaurier als auch der einmalige Erhaltungszustand der Fossilien sind weltweit einzigartig. Grund genug, für den eigens gegründeten Förderverein die Fundstücke in einer großen Ausstellung in der Eislinger Stadthalle zu zeigen. 181 Millionen Jahre Erdgeschichte trafen so auf unsere Gegenwart. (ar)

Bildunterschrift:
Freizeit-Paläontologen bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Foto: FES

(ca. 830 Anschläge)


Stuttgarter Stadtanzeiger, 18.04.2006


Jurameer vor 181 Millionen Jahren

Eislingen. (ar). Zahllose Knochen und Wirbelkörper, versteinerte Reste von Baumstämmen, dazwischen zahllose Überbleibsel von Tintenfischen – dieser Anblick bot sich im Jahre 2002 bei den Erdarbeiten für die neue Bundesstrasse 10 am Eislinger Riedwald. Für die an der Ausgrabung beteiligten Wissenschaftler war schnell klar, dass es sich um einen ganz besonderen Fund handelt. Sowohl die gewaltige Anzahl der Wirbeltierrelikte, darunter vor allem mehrere Fischsaurier, als auch der einmalige dreidimensionale Erhaltungszustand der Fossilien sind weltweit einzigartig. »Und für Steven Spielberg vielleicht auch eines Tages ein Grund, nach den Landtieren im ›Jurassic Park‹ einen zweiten Teil über die Saurier des Jurameeres in Eislingen zu drehen«, scherzen die Mitglieder des betreffenden Fördervereins. Wie auch immer: für Sammler und Wissenschaftler gleichermaßen spannend war und ist es in jedem Falle, was die Ausgrabungen da ans Licht brachten. Im Herbst werden die Fundstücke in einer großen Ausstellung in der Eislinger Stadthalle gezeigt. Ein etwa zwei Stunden umfassender, dauerhaft eingerichteter Lehrpfad dokumentiert überdies auch die anderen Besonderheiten, die mit der hiesigen Geologie verbunden sind.

Nachfolgend die ausführliche Meldung:

Förderverein Eislinger Saurierfunde: 181 Millionen Jahre Erdgeschichte treffen auf unsere Gegenwart

Mit den Sauriern auf Du und Du

Wer noch keinen Blick auf die aufsehenerregenden Versteinerungen aus der Urzeit werfen konnte: In den Monaten September und Oktober bietet eine umfassende Ausstellung die Gelegenheit dazu.

Von Adriana Rossi, April 2006

Eislingen. Dinos üben eine Faszination auf uns aus, seit man die ersten Überreste von ihnen gefunden hat. »Doch verbinden die meisten Menschen damit wohl Exemplare wie den Tyrannosaurus oder ähnliche Giganten. Aber gab es ja nicht nur die Landtiere, sondern auch zahlreiche Gattungen, die im Wasser lebten«, berichtet Dr. Christoph Speiser. Erklärungen, die der Gymnasiallehrer nicht im Rahmen seiner Berufstätigkeit abgibt. Vielmehr bescherte das Schicksal, genauer gesagt der Bau der neuen Bundesstrasse 10 ihm und weiteren Freizeit-Geologen und -Paläontologen im Jahre 2002 eine neue Leidenschaft: Quasi direkt vor der Haustür wurden im Zeitraum von zwei Jahren über 20 Exemplare diverser Urzeittiere entdeckt. Eine Sensation, die weltweit für Aufsehen sorgte und als so genannte »Eislinger Fundschicht« in die Historie eingehen wird. Nach umfassenden Untersuchungen durch Wissenschaftler der Eberhard-Karls-Universität Tübingen wurde sogar eine eigene Gattung bestimmt, die den Namen »Filsia islingensia« (für »Eislinger Fils«) erhielt.
Schon kurz nach der Entdeckung der 181 Millionen Jahre alten Versteinerungen fanden sich einige beherzte Freiwillige zusammen, um die Arbeiten zu begleiten. »Zum einen beteiligten wir uns aktiv an den Ausgrabungen, zum anderen bereiteten wir die jeweiligen Neuigkeiten für die Bevölkerung auf, die auf diese Weise von Anfang an miteinbezogen wurde. Übrigens auch ganz im Sinne des Grabungsteamleiters, Dr. Reinhard Rademacher«, erzählt Manfred Begenat.

Die Stadtverwaltung zeigte sich ebenfalls äußerst interessiert an dem Geschehen und unterstützte zudem alle Bestrebungen, die Initiative in eine verbindlichere Form zu bringen. Diese besteht nun seit Juni 2005 als »Förderverein Eislinger Saurierfunde«, kurz FES genannt. Allerdings werden die Aufgaben nicht nur von den rund 50 Mitgliedern geschultert. »Auch im Umfeld befinden sich etwa 20 weitere Saurier-Fans, die sich sehr engagieren.« Zum Glück, denn es gibt noch viel zu tun: Vom 2. September bis zum 29. Oktober wird eine große Ausstellung in der Stadthalle mit den historischen Exponaten aus dem Jurameer zu sehen sein. Hierzu begleitend ein etwa zweistündiger Lehrpfad, der den Bürgern die gesamte Historie vermitteln soll. »Aber keine Angst, wir haben die Texte, Bilder und Grafiken populärwissenschaftlich aufbereitet, so dass auch Einsteiger sie verstehen werden«, beruhigt der Dritte im Vorstandstriumvirat, Heinz Böhringer. Er selbst kam ebenfalls erst durch die Ausgrabungen so haunah mit den Wesen der Urzeit in Berührung. Seitdem haben sie ihn – den »ansonsten eher eingefleischten Ingenieur« nicht mehr losgelassen. »Es begeistert mich in den diversen Vorträgen zu erfahren, warum beispielsweise die Fils einen Haken schlägt, oder das Geheimnis der geköpften Täler am Albtrauf zu lüften.«

Begleitende Themen, wie die frühere Bedeutung der Fils als Energiespender für die hiesige Industrie, die besondere Zusammensetzung des Eislinger Sauerwassers sowie das Wirken des Geologen und Pfarrers Theodor Engel (1842 bis 1933) werden die Lehrpfadbesucher ebenfalls kennen lernen. Doch auch für die fernere Zukunft wollen die FES-Mitglieder schon heute vorsorgen: »Denn irgendwann einmal soll jeder wissen, wo Eislingen an der Fils liegt«, lautet deren scherzhafte Bemerkung.
Weitere Infos: www.foerderverein-eislinger-saurierfunde.de.

(ca. 5.000 Anschläge)


Interessiert begutachten
Bürger die Ergebnisse.
Foto: FES

Freizeit-Palaöntologen bei der Arbeit.
Fotos: FES/Dr. Jochen Tham