Jörg F. Zimmermann
Glasobjekt-Kunst


Stuttgarter Stadtanzeiger, 19.04.2005
Gläserne Kunstobjekte
Uhingen (ar). Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit, Härte – diese Attribute begleiten den Uhinger Jörg F. Zimmermann zeit seines Lebens – insbesondere während seiner Laufbahn als Glas-Künstler – und bestimmen das Ergebnis seiner Werke. Diese sind weder zum Spielen noch zum praktischen Gebrauch geschaffen. Die oft filigran wirkenden Objekte dienen nur einem Zweck: sie anzusehen und sich daran zu erfreuen.
Kunstformen
aus Glas nach Vorbildern, die Mutter Natur vorgibt
Zerbrechlichkeit und
Vergänglichkeit
Zu ihm kommen Glas- und Kunstliebhaber
sogar bis aus den USA – fasziniert von den edel anmutenden
Werken, die Jörg F. Zimmermann in seinem Ausstellungsraum
effektvoll platziert hat. Von allen Seiten des Raumes her fällt
Licht herein, spielt mit den zart wirkenden Objekten, liebkost
sie – und haucht ihnen auf diese Weise ein Eigenleben
ein.
Von Adriana Rossi, April 2005
Uhingen. »Warum ich diese
Werke schaffe? Weil ich weiche, runde Formen liebe«, so
der Glas-Künstler Jörg F. Zimmermann zu seinen Gebilden. »Wie
sie entstehen? Ich lasse mich durch die unterschiedlichsten Naturphänomene
inspirieren – ob Wolken, Federn oder ein Stück Rinde –,
die ich zunächst innerlich verarbeite, und dann, nach einer
gewissen Vorbereitungszeit, technisch umsetze.« Ein Teil
der Kunstgegenstände, die hier zu sehen sind, scheint zu
schweben. Der Phantasie des Betrachters freien Lauf zu lassen
ist beabsichtigt – weshalb die Kunstwerke auch keine Namen
tragen. »Meine persönlichen Vorstellungen dabei sind,
die Zerbrechlichkeit und die Vergänglichkeit darzustellen,
mit der jeder von uns irgendwie und irgendwann konfrontiert wird«,
erklärt Zimmermann. Auch die Grenzen beispielweise der eigenen
Kraft spielen eine Rolle. Letztere zum Teil sogar ganz konkret.
Denn die Gegenstände sind aus Glas, die der Künstler
in einer Werkstatt – hierfür fährt er eigens
zu entsprechenden Großanlagen in Holland und Österreich – mit
einem eineinhalb Meter langen Blasrohr gestaltet. Und das kostet
natürlich einiges an physischer Kraft. Glas, dessen Verarbeitung
ein Höchstmaß an Know-how erfordert, ist für
den Freiberufler das Element schlechthin: »Es ist ein hartes,
fast unnahbares Material, aber in heißem Zustand flüssig
und formbar.« Doch Glas folgt auch besonderen Gesetzen,
entwickelt eine Eigendynamik. »Deshalb lasse ich es einfach
mal machen und sorge nur dafür, dass es wächst.«
Für den ersten Durchgang benötigt Zimmermann, dessen Vater sich schon
mit der Materie befasst hatte, lediglich einen Tropfen Flüssigglas, den
er dann zu einer kleinen Kugel aufbläst. Mit Hilfe der Oberflächenspannung,
die durch die Luft und den Druck entsteht sowie einem Drahtgitter als Formgeber,
weiteren Tauchgängen in Flüssig-Glas und das Auftragen von Chemikalien
wie Silber, Kupfer oder Kobalt entsteht dann aus der Kugel das gewünschte »Gewächs« – geformt
wie ein Apfel , etwa, oder ein Vogelnest. Und obwohl sich jedes einzelne Werk
von den anderen unterscheidet, haben alle eines gemein: Sie wirken transparent
und kühl, und vermitteln uns dabei doch eine gewisse Wärme und Vertrautheit.
Mit dem Verstand also nicht unbedingt zu begreifen, mit dem Herzen aber sehr
wohl. Nicht weniger spektakulär ist Zimmermanns aktueller Schwerpunkt,
der nun mehr auf plastischen Glasbildern liegt, die auf Metallgittern angebracht
sind.
Jedoch bestimmen noch ganz andere Projekte den Terminplan des Künstlers.
So hat der ehemalige Industriedesigner bereits seit 1983 einen Lehrbetrieb
am Glasschmelzofen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart
inne. Und ein bis zwei Mal im Jahr führt er im Keller des Informationszentrums
der Energieversorgung Filstal (EVF), wo ein spezieller Ofen installiert ist,
für ausgesuchte Gäste, aber auch für Schulkinder die Technik
der Glasbläserei vor. Des weiteren finden etliche seiner Werke einen Platz
in Kunst-am-Bau-Projekten.
Kein Wunder also, dass jeder, der den Künstler treffen möchte, viel
Geduld aufbringen muss, bis er ihn erreicht und einen Termin mit ihm ausmachen
kann.
(ca. 4.050 Anschläge)

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Zart und doch hart:
Glasobjekt von Jörg
F. Zimmermann
Foto: privat
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Jörg F. Zimmermann
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