Ulla Spaeth
Malerin, bildende Künstlerin
Stuttgarter Stadtanzeiger, 30.08.2005
Von allen Sinnen inspiriert
Göppingen (ar). Der Begriff »Ganzheitlichkeit« begegnet uns in vielen Bereichen: etwa als Erziehungsprinzip bei Johann Heinrich Pestalozzi im 18. Jahrhundert, oder als medizinische Heilungsdimension, oder in der humanistischen Psychologie. Die bildende Künstlerin Ulla Spaeth umfasst damit auch die Philosophie ihres Malunterrichts: »Ich möchte, dass meine Schüler ihre Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen.« Auf diese Weise inspiriert werden etwa besonders beeindruckende Szenen aus einem Theaterstück oder einer faszinierenden Figur in Farben oder gegenständlich in Aquarell und Mischtechniken umgesetzt.
Spaeth selbst entdeckt auch für sich selbst immer wieder Neues, lässt sich führen durch ihre Fantasie, erlernt eine weitere Technik. Dem entsprechend unterschiedlich sind ihre Werke Mal auf Leinen, mal auf Holz, mal auf Seidenpapier bannt sie Gegenständliches und Abstraktes, und nennt sie »Bauchbilder«.
»Ganzheitliches Malen«: die Künstlerin
Ulla Spaeth versucht immer wieder Neues aus
Motiv: Zierliche Dame
mit Kettensäge
Malen mit allen Sinnen - diese Art von
Ganzheitlichkeit nimmt die Künstlerin Ulla Spaeth nicht nur für sich
selbst in Anspruch. Auch ihren Schülern vermittelt sie diese
Philosophie.
Von Adriana Rossi, August 2005
Göppingen. Wenn es darum geht, ihren Kursteilnehmern etwas zu vermitteln,
steht bei Ulla Spaeth auch schon mal ein Theater- oder Konzert
auf dem Programm. Und beim Thema »Baum« stapft sie
mit ihrer Gruppe in den Wald. Doch nicht dazu, dass die Nachwuchskünstler
dann einfach nur vor ihrem grünen »Model« sitzen
und es abmalen sollen. »Weil es nicht so richtig funktioniert.
Vielmehr müssen sie ihre Umwelt spüren, eine Rinde
anfassen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.« Und
sie erinnert sich noch gut daran, wie sie einmal selbst als Schülerin
in Frankreich stundenlang Weinberge malen sollte. »Dabei
kamen einige Bilder zustande.« Aber wirklich identifizieren
konnte sich Spaeth schließlich nur mit einem. »Das
war, als ich eine Weinbergschnecke entdeckte, ihre langsamen
Bewegungen beobachtete, den Geruch der Umgebung einatmete und
mich ganz der Stimmung hingab.« Diesen Gesamteindruck nahm
sie in sich auf, verewigte das Tier auf ihrem letzten Aquarell
- »und ab da wusste ich: nur so geht es.«
Seitdem sind viele Jahre vergangen, in denen Spaeth unter anderem
festgestellt hatte, »dass mir fotografisches Malen nicht
liegt«. Ihre Art seien vielmehr die »Bauchbilder«. »Wenn
ich draußen war, die Natur gespürt, gerochen und gefühlt
habe, kann ich anhand der Skizzen, die ich dort gemacht habe,
zurückgehen ins Atelier und mir die Eindrücke medidativ
jederzeit wieder aus dem Gedächtnis zurückholen.« Diese
Stimmungen setzt die Künstlerin dann auf verschiedene Arten
um: mal gegenständlich, mal abstrakt. »Des gleichen
versuche ich meinen Schülern zu lehren: Wenn wir zurück
sind, frage ich auch mal nach: Wie war das Wetter: Aha, es war
warm. Also hat die Sonne geschienen. Das heißt, es gab
dann ebenso Schatten. Auf diese Weise führe ich die Teilnehmer
auf den Weg einer anderen Wahrnehmung. Das ist übrigens
etwas, was ihnen für immer bleibt - wie mir selbst Ehemalige
noch Jahre nach ihren Kursen bestätigen.«
Um auf jeden Schüler individuell eingehen zu können,
limitiert Spaeth die Teilnehmerzahl auf maximal sechs pro Gruppe. »Zwar
führe ich kein therapeutisches Malen durch. Aber wie diese
Ausdrucksweise wirken kann, erlebe ich immer wieder.« In
der Regel seien die Hobbykünstler berufstätig und kämen
oft direkt von ihrer Arbeitsstelle. Wenn da der eine oder andere
zunächst mit dunklen Farben beginnt, weiß die Kursleiterin:
Hinter ihm liegt ein schwerer, unerfreulicher Tag. »Und
es ist faszinierend zu sehen, wie dann im Laufe des Abend die
Farben heller werden: ein Zeichen von Entspannung.«
Die Basis ihrer Kurse ist Aquarell, auf der dann mitunter auch
Mischtechniken aufgebaut werden. »Ich selbst male bereits
seit etwa 25 Jahren, war bei vielen unterschiedlichen Malern
und Lehrern im In- und Ausland, und probiere auch immer wieder
etwas Neues aus. Erfahrungen, von denen meine Schüler profitieren,
da ich sie auch gerne gleich weitergebe.« Wobei ihre jüngste
fachliche Errungenschaft dazu weniger geeignet erscheint: So
bearbeitete die zierliche Frau unlängst ein großes
Stück Holz im Atelier von J. A. Kehl mit der Kettensäge. »Es
hat unheimlich viel Spaß gemacht, es mal mit solch einer
Technik zu versuchen.« Heraus kamen Motive von den für
sie »wohl faszinierendsten Tieren der Welt«, den
Elefanten, aus Spaeths Lieblingsland Südafrika. Bestrichen
mit Druckerfarbe entstand auf schwarzem Stoff ein beeindruckendes
Muster, das selbst dem Betrachter die Exotik vermittelt, dem
der Kontinent bislang unbekannt war. »Dann hat es ja wieder
einmal geklappt«, freut sich die Künstlerin. (ca. 4.800 Anschläge)
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Auch die Kettensäge bietet
künstlerische
Möglichkeiten.
Foto: privat
Ulla Spaeth
Spitalstr. 15
73033 Göppingen
Tel.: 07161/78482
Fax: 07161/73194
E-Mail: Ulla.Spaeth@t-online.de
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