Thomas Hummel
Fotograf
Dr. Erwin Singer
Gymnasiallehrer am Freihof a. D.
Andreas Katsimisoulias
Filmemacher

Staufenblick, 19.05.2007

Geppo, 16.05.2007


Stuttgarter Stadtanzeiger, 31.10.2005
Geschichten um den Schockensee
Göppingen (ar). Kaum einer von den Jüngeren weiß, dass bis Anfang der 1950er in Göppingen ein See lag. Heute ist der See zum großen Teil Festplatzgelände. Der Gymnasiallehrer Dr. Erwin Singer hatte bereits einige Vorträge über den »Schockensee« gehalten, dokumentiert mit alten Bildern. Thomas Hummel vom Kreismedienzentrum (KMZ) nahm das Thema auf, um es zusammen mit Andreas »Kalias« Katsimisoulias filmisch umzusetzen. »Leider haben wir über die lokalen Geschichten ansonsten bislang so gut wie kein Medien-Material«, bedauert Hummel. Dabei gebe es genügend dankbare Themen im Landkreis, um eine ganze Serie zu erstellen, ergänzt Singer. »Das wäre der Hohenstaufen mit all seiner Historie, die Oberhofenkirche, das Freilichttheater.« Vielleicht kann dieser 15-minütige Film über den Schockensee nun als Auftakt angesehen werden. Das Interesse wäre da, wie die große Anzahl der Besucher zur Premiere am vergangenen Mittwoch im EVF-Informationszentrum gezeigt hat.
Erinnerungen an den Schockensee: »Von
der Lehmgrube zu kulturellen Zentrum« – jetzt auf
DVD
Das versunkene Freizeitparadies
Recherchen, Filmaufnahmen, Vertonungen
- ein Jahr Arbeit nach Geschäftsschluss. Doch nun ist er fertig:
der Film über Göppingens einstigen See.
Von Adriana Rossi, Oktober 2005
Göppingen. »Es
gibt drei Gründe, warum dieser kleine Film entstanden ist«,
erklärt Dr.
Erwin Singer. »Der erste ist, dass ich
gerne die noch verbliebenen Bilder, Fotografien und Postkarten
für die Nachwelt erhalten wissen wollte. Besonders 1945
wurde insbesondere solches Material vernichtet, auf dem deutsche
Uniformen zu sehen waren - die Angst vor eventuellen Sanktionen
durch die US-Amerikaner war einfach zu groß. Der zweite
Grund ist, dass auch mein Sohn Alex während seines Studiums
unter der Anleitung von Dr. Karl Heinz Rueß die Bedeutung
des Schockensees als frühes Freizeitzentrum und naturnahen
Lebensraum erarbeitete. Der dritte Grund: abgesehen davon, dass
ich selbst ein echter Schockenseeler bin, wollte ich vor allem
noch die ›echten‹ Zeitzeugen zu Wort kommen lassen.
Sie trugen mit ihren Anekdoten viel zum Gelingen der Vorträge
- und jetzt des Films bei.« Eine der spektakulärsten
Geschichten ist sicherlich die aus dem Jahre 1915. als der damals
17-jährige Otto Saur aus Rechberghausen auf dem See seine
Wasserski testete - übrigens die ersten patentierten in
Europa, wahrscheinlich sogar in der Welt, so Singer.
Doch wie kam es zu dem Gewässer, warum hieß er so,
wie er hieß, und weshalb gibt es ihn nicht mehr? Nun, 1896
stellten die Vater und Sohn Georg und Adolf Schock den Antrag
an die Stadtverwaltung auf »Errichtung eines Weihers«.
Nach dem ihnen dieses Anliegen genehmigt wurde, ließen
sie die beiden ehemaligen Lehmgruben der alten Ziegelei an der
damals noch fast unbebauten Lorcher Straße mit dem Wasser
des Storzenbaches auffüllen. Der so entstandene und nach
der Familie Schock benannte Schockensee hatte am Ende eine Fläche
von etwa 1,5 Hektar und eine durchschnittliche Tiefe von zweieinhalb
Metern. Ihre Geschäftsidee, hier ein Freizeitzentrum zu
errichten, ging auf: Im Winter erfreuten sich die Besucher an
der Eisbahn, im Sommer am kühlen Nass. Ein eigens dafür
gebautes - Wohn- und Geschäftshaus mit Gastwirtschaft bot
den Gästen auch bei schlechtem Wetter einen angenehmen Rahmen
für gesellschaftliche Ereignisse. Konzerte, Versammlungen,
Theateraufführungen, Turnfeste - alles war hier möglich. »Doch
schon nach dem Ende des ersten Weltkriegs begann der See zu verschlammen:
Der Zufluss durch den Bach war nur noch gering, und das Grundwasser
nahm ebenfalls ab«, erzählt Singer. Dennoch, so der
Gymnasiallehrer weiter, wurde weiterhin dort gebadet - inzwischen
und verbotenerweise »gemischt«, also Männer
und Frauen gemeinsam, ja und zum Teil sogar nackt, was immer
wieder die Stadtpolizei auf den Plan rief. Oft wurde über
die weitere Verwendung des Gewässers diskutiert, Freizeitanlagen
eröffnet und wieder geschlossen. 1925 etwa wurde hier ein
Luft- und Sonnenbad nach Kneipp’schen Prinzipien gegründet.
Doch nachdem am 1. März 1945 der Luftangriff auf Göppingen
das Wohn- und Geschäftshaus schwer beschädigt hatte,
bedeutete dies schließlich auch das Aus für den See.
Niemand kümmerte sich mehr um ihn: Das Schilf wucherte,
Müllablagerungen und Abfälle gaben ihm dem den Rest: »In
weniger als zwanzig Jahren hatte sich der einst intakte See zu
einem umgekippten Gewässer gewandelt.« Trotz heftiger
Proteste der Bevölkerung wurde dann 1953 mit der Umsetzung
einer Erdauffüllung begonnen, 1958 der erste Maientag auf
dem so entstandenen Festplatz gefeiert. »Der Beschluss,
den See aufzugeben, ist aus heutiger Sicht ein nicht wieder gutzumachender
Fehler gewesen.«
Zu kaufen gibt es die liebevoll erstellte DVD für zehn Euro
im i-punkt im Rathaus. Auf Wunsch ist der Film auch als Videokassette
erhältlich.
(ca. 4.840 Anschläge)
Ausbildung Thomas Hummel
- 1973-1977: Studium an der Pädagogischen Hochschule
Esslingen - Deutsch und Kunsterziehung
- seit 1979 am Kreismedienzentrum (KMZ)
- seit 1982: freie und angewandte Fotografie
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KONTAKT
Thomas Hummel
Schumannstr. 27
73033 Göppingen
Tel.: 07161/250164
E-Mail: hummel@kmz-gp.de

Winterliches Vergnügen
um 1900 am Schockensee.
Postkarte: privat
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