25.
Treff
Mit Rückblick weiter nach vorne
Ein Ausspruch, der gerne scherzhaft für die Politik verwendet wird, könnte in etwas abgewandelter Form auch für das aktuelle Großprojekt des „KulturFreienTreffs“ gelten: „Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung.“ Denn während die Finissage im Rahmen der dritten Göppinger Kulturnacht am 23. Juni den Abbau der Exponate im Rathaus der Stauferstadt einleitete, beginnen nun die Vorbereitungen für deren Reise nach Pessac. Dies war jedoch nur einer der Punkte, mit denen sich die Teilnehmer des Netzwerk bei ihrem jüngsten Treff befassten.
Göppingen. „Jetzt ist für uns in dieser Sache erst einmal eine kurze Sommerpause angesagt“, so die freie Journalistin und Initiatorin des „KulturFreienTreffs“ (KFT), Adriana Rossi. Mehr als sechs Wochen lang hatten kunstinteressierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, die Ausstellung unter dem Titel „Europa? – Wir! Künstler schlagen Brücken“ im Rathaus der Kreisstadt zu besichtigen. Über 230 Besucher waren dem Aufruf gefolgt, unter den Exponaten ihre Favoriten zu küren. „Was uns dabei besonders freut ist, dass sich Menschen aus allen Altersklassen und mit der unterschiedlichsten Bildung an der Aktion beteiligten. Allein damit haben wir schon zwei Dinge erreicht: Erstens: Kultur wieder auf die Ebene zu bringen, auf und aus der sie sich entwickelt, nämlich der Bevölkerung. Und zweitens: den europäischen Gedanken bürgernah zu vermitteln“, erklärt der zuständige Ideengeber und Projekt-Koordinator, Wolfgang Klein. Aber gleichzeitig bedauert er: „Die Zahl der Bewertungen steht in keinem Verhältnis zu der großen Anzahl von Besuchern, unter denen sich auch etliche Schulklassen sowie eine Fülle von Gästen von außerhalb der Kreisgrenzen befanden. Offenbar besteht bei manchen Menschen noch immer eine zu hohe Hemmschwelle, ihre Meinung zu Kunstobjekten offen zu äußern, weil sie sich selbst nicht für kompetent genug einschätzen. Dabei geht es hierbei weniger um Sachverstand, als vielmehr um Geschmacksempfinden. Und das hat nicht grundsätzlich etwas mit kunstgeschichtlichem Wissen zu tun, sondern ist eher eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Diese These wird durch die Auswahl unseres Kuratoriums bestätigt: Sie deckt sich mit den Ergebnissen der Umfrage. Dass dabei ganze 19 Favoriten zusammenkamen, anstatt – was wir eher vermuteten – vielleicht nur vier oder fünf, werten wir als gutes Zeichen: Zeigt es doch, dass die in unserem Landkreis tätigen Künstler ein breites Spektrum zu bieten haben, in dem sich viele Betrachter wiederfinden und mit dem sich nicht nur die so genannten Fachleute identifizieren können. Eine fantastische Sache, gerade auch im Hinblick darauf, dass die ausgewählten Exponate unsere Region in der Zeit vom 21. September bis 20. Oktober im Rathaus der Göppinger Partnerstadt Pessac in Frankreich repräsentieren sollen.“
Auch die Delegationen aus dem österreichischen Klosterneuburg und dem italienischen Foggia zeigten sich nach Sonderführungen äußerst interessiert an dem Konzept und fragten bereits nach möglichen Ausstellungsterminen in ihrer eigenen Stadt nach. Sogar einige internationale Künstler hatten sich zwischenzeitlich gemeldet, um Kontakte zu den hiesigen „Netzwerkern ohne Grenzen“ (Adriana Rossi) zu knüpfen.
Gleichzeitig entstehen noch ganz andere Verbindungen, beispielsweise zwischen den Künstlern und Gastronomen, mit Touristikern – und daraus folgend mit Partnern aus den unterschiedlichsten Branchen. „Das hat zum einen sicherlich mit dem verbindenden Charakter der Kultur zu tun. Zum anderen damit, dass wir selbständig sind, von daher unternehmerisch denken und handeln, und deshalb offener auf andere Zielgruppen – auch branchenfremde zugehen. Ja, bewußt zugehen müssen. Denn da die meisten von uns Einzelkämpfer sind, spüren wir viel eher und direkter die Notwendigkeit von Kooperationen. Schubladendenken können und wollen wir uns auf gar keinen Fall leisten“, betont Rossi.
Der Erfolg und das kreative Potenzial der KFT-Projekte, die immer neue Türen öffnen, freuen sie. „Natürlich kostet dieses Engagement auch Kraft und nimmt extrem viel Zeit in Anspruch, die uns dann oft genug in unserem sonstigen Tagesgeschäft fehlt – was gleichbedeutend ist mit finanziellen Einbußen. Doch haben wir innerhalb von zwei Jahren derart viel erreicht, dass wir diesen Weg konsequent weitergehen wollen. Der Brückenschlag zwischen Kultur und Wirtschaft ist einfach zu spannend.“
Wer sich näher über die laufende Arbeit der Gruppe informieren möchte, findet im Internet unter www.kulturfreientreff.de umfassende Auskünfte.
Die nächste Zusammenkunft ist für den 7. August um 19.30 Uhr im Institut Kage in Weißenstein geplant. (ar; ca. 4.650 Anschläge)
|
|