Mittwoch, 10. Januar 2007
 
 
 
 
 
 
 
 
 

19. Treff

Italien, Frankreich, Australien

Eine der zahlreichen Gemeinsamkeiten, die die Teilnehmer des KulturFreienTreffs im Landkreis Göppingen verbindet, ist ihre Neugier. Gepaart mit der Lust, Fremdes zu Vertrautem zu machen, werden so die Horizonte weit über die Kreisgrenzen hinaus erweitert. In solch einem Rahmen erlebten die kreativen Köpfe am vergangenen Dienstag Abend wieder geistvolle Reisen, die sie diesmal nach Italien, Frankreich und Australien führten.

Eislingen. Gleich mehrere Schwerpunktthemen hatten sich die Teilnehmer des mittlerweile schon 19. kreisweit agierenden KulturFreienTreffs (KFT) am vergangenen Dienstag Abend vorgenommen. Da war das urige Ambiente des Eislinger Musiklokals „Adler“ mit den italienischen Spezialitäten der Familie D’Onofrio genau richtig. Und gleichzeitig der erste Schritt in internationales Flair. Der zweite ging in Richtung Frankreich. Das von dem Multitalent Wolfgang Klein initiierte Projekt „Europa? – Wir! Künstler schlagen Brücken“, in dessen Rahmen nach und nach die Partnerschaften der hiesigen Städte und Gemeinden auf kultureller Ebene intensiviert werden sollen, plant eine erste Ausstellung in Pessac in Südwest-Frankreich. Schon seit 35 Jahren besteht die Freundschaft zwischen Göppingen und der nahe bei Bordeaux gelegenen Kommune. „Am 25. März dieses Jahres wird es genau 50 Jahre her sein, dass die Römischen Verträge unterzeichnet wurden. Dies war die Geburtsstunde der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG. Seither sind die Verbindungen enger geworden. Viel älter jedoch ist der Austausch von Kulturgütern aus Kunst und Wissenschaft. Diese Tradition möchten wir wieder aufleben lassen“, so die Intension der verantwortlichen KFT-Projektgruppe.

Die Umsetzung läuft derzeit auf Hochtouren: Bis spätestens zum 28. Februar können sich Künstler aus dem Landkreis mit zwei Werken zum Thema „Brücken“ um eine Teilnahme bewerben. In einer „Vor-Ausstellung“, die vom 10. bis 24. Mai stattfindet, werden die Arbeiten ausgewählt, die dann voraussichtlich vom 21. September bis 20. Oktober im Rathaus in Pessac gezeigt werden. „Nähere Informationen werden in den nächsten Tagen auf der Webseite www.kulturfreientreff.de veröffentlicht“, erklärt Annette Dißlin vom Organisationsteam.

Das zweite Top-Thema des Abends: Die unmittelbar bevorstehende Ausstellung der australischen Künstlerin Marianne Midelburg in der Rechberghäuser „Kulturmühle“. Sie beginnt mit einer Vernissage am 19. Januar um 19.30 Uhr, begleitet von Didgeridoo-Klängen durch den Ottenbacher Musiker und Maler Bernd Semmler. Die Exponate können dann noch an den beiden darauffolgenden Wochenenden jeweils zwischen 14 und 18 Uhr besichtigt werden. „Eine einmalige, ganz außergewöhnliche Sache“, freut sich Vorstandsmitglied Roswitha Walenczyk.

Doch trotz dieser weiten Reisen im Geiste, verloren die Freiberufler aus dem Kunst-, Kultur- und Medienbereich nicht den Blick für die Schwierigkeiten auf der Kreisebene: Ein Artikel des Journalisten Rüdiger Gramsch Anfang Januar entfachte erneut eine Diskussion um die Schwächen des Wirtschaftsstandorts „Stauferkreis“. „Eigentlich hätte man schon nach der ersten Studie, die dem Landkreis nur eine geringe Zukunftsfähigkeit prophezeite, reagieren müssen. Aber Göppingen hat zum Aufwachen ganze drei Analysen gebraucht. Diese Langsamkeit ist eines der Grundprobleme hier“, fassten die KFTler zusammen. Zwar soll es inzwischen Überlegungen geben, wie eine rasche Entwicklung zu einer wettbewerbsfähigen Region erreicht werden könnte. Doch auch hier zeigt sich die Runde eher skeptisch „Mit den stets gleichen Entscheidungsträgern fehlen den Entschlüssen auch weiterhin Fantasie und der Mut, neue Wege zu beschreiten. Ein Wirtschaftsraum ohne lebendiges kulturelles Leben verliert unweigerlich jede Qualität. Dringend nötig wäre: Kreativität. Die ist im Kreis ja durchaus vorhanden, aber eben außerhalb der etablierten hierarchischen Strukturen. Das Vorhaben, Marketing ohne Impulsgeber aus dem Kreis der Selbständigen betreiben zu wollen, greift zu kurz.“, so die Einschätzung beim KulturFreienTreff.

Dass und wie es auch anders laufen kann, zeigen zwei Beispiele, die die KFT-Initiatorin Adriana Rossi kurz vorstellte: „In der italienischen Stadt Bozen sowie deren Umland hatte man vor zehn Jahren ähnliche Probleme wie wir. Doch dort nahmen sich die jüngeren Geschäftsleute und Dienstleister der Sache an. Sie waren die treibende Kraft. Und nicht die Verwaltungen.“ Ein anderes erfolgreiches Modell auf der Basis einer Symbiose, ist der Düsseldorfer „KulturOFEN NRW“. Er wird als einzige deutsche Einrichtung im Bereich Kunst, Kultur, Bildung, Professionalisierung und Entwicklung beispielhaft vorgestellt im Compendium der Pôle Universitaire Européen de Lorraine – einer Studie, die im Auftrag der EU-Kommission in Brüssel 2005 erstellt wurde. „Wir sehen einmal mehr bestätigt, dass unsere Konzeptarbeit multiplikatorisch ausstrahlt und der richtige Weg für die Zukunft ist“, so der zuständige Koordinator, Gerhard Krausekrause.

Zum Abschluss hielt Rossi noch ein ganz anderes Bonbon bereit: Wie sie berichtete, habe der Schauspieler Martin Semmelrogge, der in Boll-Eckwälden geboren ist und einen großen Teil seiner Kindheit im Raum Göppingen verbrachte, äußerst positiv auf den kreisumfassenden „Kultur-Almanach“ reagiert. „Da wurden Erinnerungen wach“, so der Mime, und beschloss kurzerhand, im Rahmen seiner derzeitigen Lesereise auch einen Abstecher in seine frühere Heimat zu unternehmen. Rossi vermittelte daraufhin einen öffentlichen Auftritt des Wahl-Mallociners an der Seite der Journalistin und Moderatorin Dr. Marlis Prinzing auf dem „Roten Sofa“. Die Veranstaltung findet am 21. Februar ab 20 Uhr im Geislinger Kulturzentrum „Rätsche“ im ehemaligen Schlachthof statt.

Wer mehr zu den kreativen Treffen und den laufenden Arbeiten des KFT erfahren möchte: Im Internet ist alles unter der Adresse www.kulturfreientreff.de einsehbar. Die nächste Zusammenkunft ist für den 6. Februar um 19.30 Uhr geplant. Der Ort wird noch bekannt gegeben. (ar; ca. 6.000 Anschläge)


 

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Themenleitfaden 09.01.2007
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Adler D'Onofrio
Rita, Leonardo und Enzo D'Onofrio
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