16. Treff

Regional, national, international

Aufwertung des Kornhausplatzes. Teilnahme an der regionalen Tourismusmesse - ja oder nein? Die weitere Entwicklung in Sachen Ausstellungen. Der jüngste KulturFreienTreff am vergangenen Mittwoch erwies sich erneut als interessante, informationsreiche Zusammenkunft.

Reichenbach i.T. Seit mehreren Wochen schon wurde im Rahmen des KulturFreienTreffs (KFT) ein mögliches Mitwirken an der für Anfang Februar nächsten Jahres geplanten "regionalen Tourismusmesse" diskutiert. Doch spätestens seit ihrer jüngsten Zusammenkunft am vergangenen Mittwoch im Gasthof Löwen in Reichenbach im Täle wollen sich etliche Freiberufler im Kunst-, Kultur- und Medienbereich von einer Teilnahme an dieser Regio-Präsentation distanzieren. Das hängt nicht zuletzt mit den eng gefassten Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zusammen, die von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WiF) für den Landkreis Göppingen als Veranstalterin ausgearbeitet wurden. "Diese Messe kann so und mit diesen Statuten für nachgeordnete Aussteller, wie wir aus Kunst und Kultur es nun mal sind, nur schief gehen: Sie kostet bloß Geld und bringt uns überhaupt nichts. Wir können uns auf dieser Messe nicht sinnvoll vorstellen. Die Veranstalter sichern sich sämtliche Oberhoheit über Gestaltung und Ablauf der Messe zu, weisen jegliche Verantwortlichkeit weit von sich, und der Aussteller hat das Problem, auf diesem schmalen Grat sich nur unzureichend präsentieren zu können." Kunst und Kultur seien hier nur Farbtupfer: Als "Beiwerk" gern gesehen, aber in keiner Weise in ihrem ureigenen Wert respektiert. "Dass für Künstler andere Kriterien gelten müssen, vor allem was die Standgestaltung anbetrifft, ist nicht vorgesehen", hieß es in der Debatte. "Einen Künstler dazu zwingen zu wollen, sich in einen gestalterischen Einheitsbrei zu ducken, ist eine Frechheit, die hart an die Grenze der Geschäftsschädigung geht!" Und weiter: "Ich habe auch keinerlei Hoffnung mehr, dass wir durch eine Teilnahme von KFTlern an dieser Messe die Attraktivität des Landkreises für Naherholer steigern können. Dazu bedarf es anderer Schienen." Auch dem Schauspieler, Regisseur und Kulturmanager Wolfgang Klein "erscheint das ganze Vorhaben recht unausgegoren und dilettantisch. Und ich sehe nicht ein, dass wir diese Veranstaltung mit dem Bereich Kultur aufwerten". Inwieweit dieser nun überhaupt vertreten sein wird, soll sich in der nächsten Zeit entscheiden. "Ich tendiere dazu, wenigstens als Ansprechpartnerin für unsere Berufe zu agieren", so die KFT-Initiatorin und Messe-Themenkoordinatorin für "Kunst & Kultur", Adriana Rossi, abschließend.

Wesentlich harmonischer verlief dagegen die Besprechung zu den internationalen Vorhaben. Schon ziemlich konkret ist hier die Ausstellung der Australierin Marianne Midleburg in der Rechberghäuser Kulturmühle Anfang nächsten Jahres. Weiterhin in der Entwicklung befindet sich die geplante Präsentation von hiesigen Künstlern im französischen Pessac. Projektleiter Klein: "Das Konzept sieht zunächst eine Vorpräsentation in der Region vor. Teilnehmen können neben Hauptberuflern auch Semiprofis. Ein Kriterium ist jedoch mindestens eine anerkannte Ausstellung in der Laufbahn. Für die Auswahl sollen auch Leute wie Du und ich ein Votum abgeben können, wobei ein Kuratorium die abschließende Auswahl treffen wird. Wichtig bei diesem Projekt: Der Europa-Gedanke steht hier im Vordergrund, was wir auch bei unserem Antrag auf Unterstützung durch die Bürgerstiftung deutlich herausstellten. - Göppingen und Pessac sind Partnerstädte. - Auch sind uns insbesondere solche Kooperationspartner und Sponsoren willkommen, die beispielsweise schon Geschäftsbeziehungen zu Frankreich unterhalten und pflegen."

Der dritte Schwerpunkt des Abends betraf eine mögliche Aufwertung des Kornhausplatzes für die Freizeitgestaltung der Generation 50plus. Die Restauratorin und Leiterin dieses Projekts, Cornelia Stegmaier, hatte einen entsprechenden Leserbrief für die lokale Presse verfasst. Darin heißt es: " Der Kornhausplatz könnte sich sehr gut für ein kulturelles Angebot dieser Zielgruppe eignen. Das war auch unsere Feststellung, als wir im Sommer mit einer kleinen Gruppe aus dem KulturFreienTreff eine Vor-Ort-Besichtigung durchführten und ein Konzept zu diesem Thema erarbeiteten. Auch ohne großen finanziellen Aufwand sehen wir durchaus zahlreiche Möglichkeiten sogar zur kurzfristigen Umsetzung mit langfristigen Effekten. Vorschläge lägen also bereits vor. Ebenso - und da sind wir uns sicher - birgt die hiesige Bevölkerung ein wahres Füllhorn an bürgerschaftlichem Engagement. Ohne dieses, freilich, wäre ein solches Projekt nicht sinnvoll und noch weniger erfolgreich. Insofern müsste die oberste Prämisse in diesem Fall ein hoffentlich spannender Dialog mit der Gruppe 50plus sein, um einen angemessenen Stadtraum für sie zu schaffen."

Mehr zu den Begegnungen und den laufenden Arbeiten des KFT: Im Internet ist alles unter der Adresse www.kulturfreientreff.de einsehbar. Die nächste Zusammenkunft findet am 7. November um 19.30 Uhr in der Kulturmühle in Rechberghausen statt. (ar; ca. 5.000 Anschläge)

Staufenblick Göppingen, 20.10.2006

NWZ, 06.10.2006