Dienstag, 14. November 2006
 

Kulturmühle , Rechberghausen


Mühlenbilder

Rechberghausen (ar). "Das soll einer verstehen?" Die Teilnehmer des jüngsten KulturFreienTreffs hatten sich in der Rechberghäuser Kulturmühle getroffen und waren erstaunt: 15 Jahre lang hat der zugehörige Verein engagiert daran gearbeitet, das alte Gebäude zu einem Forum für zeitgenössische Kunst zu machen - mit Erfolg. Nun wird in der Gemeinde überlegt, in dem Gebäude ein Technikmuseum einzurichten. Wenn dort Ausstellungen stattfinden, dann würde das den Museumsbetrieb nicht stören, so die Umbau-Befürworter. "Das ist ja beruhigend zu wissen ...", Künstler und Kunstliebhaber können dieser Einstellung letztlich nur mit Sarkasmus begegnen. "Da wird die Kunst zur Hintergrunddekoration degradiert. Das geht so nicht!"

Nachfolgend die ausführliche Meldung:

Kunstverein Rechberghausen: Gemeinde plant Umbau eines Ausstellungsortes für künftige Nutzung als Museum

Von der Kultur- zur Konfliktmühle

Ziele und Ablauf des Umbaus noch völlig unklar: Das macht dem Verein die Planung künftiger Kunstprojekte schwer

Von Adriana Rossi, November 2006

In Rechberghausen wird über die künftige Nutzung eines Gebäudes diskutiert, dem vor gut 15 Jahren der Abriss drohte. Damals hat sich ein Verein für den Erhalt der „Unteren Mühle“ stark gemacht. Im Lauf der Jahre hat er es geschafft, daraus die Kulturmühle und diese zu einer tragenden Stimme im Chor der regionalen Kreativen zu machen. Zu den großen Kunstschauen der vergangenen Jahre hat der Verein Begleitausstellungen mit namhaften Künstlern auf die Beine gestellt; und die Besucherzahlen waren beachtlich.

Bald schon könnte das Gebäude als Technikmuseum dienen für eine „in Teilen rekonstruierte Mühle“, wie es in einer Gemeinderatssitzung hieß. Den schönen Garten, der bisher während der Kunst- und Handwerkermärkte die Gäste zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen einlud, soll ein zwei Meter tiefer Kanal durchschneiden, ein Mühlrad speziell angefertigt werden, die Transmissionen im Gebäude sollen sich bis ins oberste Stockwerk bewegen. „Das ist mit immensen Kosten verbunden, allein fürs Mühlrad um die 30.000 Euro“, so ein Vereinsmitglied.

Die Idee zum Mühlenmuseum stammt von Konrad Plieninger, einem Geschichtslehrer im Ruhestand. Während der Gemeinderatssitzung im Juli gab die Wasserwirtschaftsexpertin des zur Planung der Grünen Mitte beauftragten Landschaftsarchitekturbüros Fischer Heumann zu bedenken, der Marbach führe so wenig Wasser, dass selbst bei Einsatz einer Pumpe im Mühlkanal bestenfalls ein Rinnsal hinzukriegen sei.

Vereinsmitglieder, ausstellende Künstler und Besucher reagieren verständnislos. Die Mühle wird allseits geschätzt, weil sie, anders als die großen Kunsttempel unserer Zeit, die Möglichkeit bietet, Objekte in kleinen Räumen mit viel Atmosphäre zu präsentieren. Das Publikum schwärmt: „Das ist wunderschön hier mit den vielen Nischen!“ Man kann sich mit der Kunst zurückziehen und sie in Ruhe betrachten. „Das ist etwas, das haben andere Orte nicht!“ so ein Teilnehmer des KulturFreienTreffs und wundert sich, dass die Gemeinde sich so ein Kleinod durch ein Technikmuseum kaputt machen will. Denn: Wo sich Mühlrad und Transmissionen bewegen, müssen auch Absperrungen her, damit keine Unfälle passieren können.

Unstrittig ist, dass das Gebäude einer Renovierung bedarf. An Fenstern, Dach und Fassade ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. „Es wäre halt ein behutsamer Umbau wünschenswert“, so ein Mitglied des Vereins. Aber konkrete Angaben über Umfang und Ablauf der Bauarbeiten sind von der Gemeinde derzeit nicht zu bekommen. Das freilich erschwert dem Verein die Planung künftiger Veranstaltungen enorm. Die Mühle hat mittlerweile ihre Attraktivität als außergewöhnlicher Ausstellungsort mit eigenem Charakter immer wieder bewiesen. Besucher, die von den Umbauplänen erfahren haben, waren durchweg erschüttert. Die Meinung ist einhellig: „Ein Mühlrad und ein paar Transmissionen: Das gibt doch nichts her. So wie die Mühle ist, ist sie wundervoll!“ Rechberghausen kann sich glücklich schätzen, solch ein einzigartiges Forum zu haben, und sogar noch den tatkräftigen Verein dazu. Das angedachte Technikmuseum wäre mit hohen Kosten verbunden und würde der etablierten Kulturmühle ihren Charme zu großen Teilen rauben.

Weitere Infos unter www.kulturmuehle-rechberghausen.de.

(ca. 4.270 Anschläge)


 

LOCATION

Kulturmühle
Bahnhofstr. 3
73098 Rechberghausen
E-Mail:
post@kulturmuehle-rechberghausen.de
Internet:
www.kulturmuehle-rechberghausen.de

Ansprechpartnerin
für Ausstellungen:
Roswitha Walenczyk
E-Mail:
roswitha.walenczyk@web.de