Badhotel
Restaurant Stauferland, Boll




Stuttgarter Stadtanzeiger, 13.12.2005
»Miniköche Stauferland«:
Theorie und Praxis in der Freizeit - Lernen in seiner besten
Art
Der Nachwuchs ist gerüstet Emsiges Treiben in der Küche wie auch im Gastraum. Normalerweise
nichts Ungewöhnliches, in diesem Falle aber doch: Das »Personal« unter
der Leitung von Stephanie Zeitler ist erst zwischen 11 und 14
Jahre jung, und gehört dem Team der »Miniköche« an.
Von Adriana Rossi, Dezember 2005
Boll. Seit Oktober 2004 ist ein insgesamt 24-köpfiges Zwergen-Team
regelmäßig bei der Geschäftsführerin Heike
Gehrung-Kauderer zu Gast. Im Moment richtet es alles für
das »Eltern-Essen« her – schließlich
sollen ja auch Mama und Papa einmal in den Genuss eines kleinen
Festmahls im Vier-Sterne-Ambiente seines Boller »Ausbildungsbetriebes« kommen.
Und es ist eine wunderbare Gelegenheit, das Erlernte zu zeigen.
Sofern die Zeit es zulässt, nimmt diese Crew auch an Exkursionen
teil. Auf diese Weise hat sie schon beispielsweise das Honigmuseum
und den Kräutergarten in Ulm besucht.
Die »Miniköche Stauferland« sind allerdings
nur eine von inzwischen Europa weit 26 Projektgruppen. Dabei
hatte es einmal ganz klein angefangen. »1989 kam einer
meiner Söhne eines Tages zu mir und sagte: ›Papa,
mach doch auch einmal etwas im Bartholomäer Ferienprogramm.‹«,
erzählt der Gastronom und Initiator, Jürgen Mädger.
Als dieser feststellte, dass an einem Nachmittag den Kindern
im Prinzip nichts oder nur sehr wenig zu vermitteln sei, machte
er sich Gedanken, wie man den Kids das Grundwissen über
eine gesunde Ernährung spielerisch und nachhaltig näher
bringen könnte. »Schließlich ließ ich
damals im Dorf verlautbaren: ›Wer im Alter von acht bis
zwölf Jahren möchte gerne über einen Zeitraum
von drei Jahren alles rund um das Thema Essen und Trinken kennen
lernen?‹ 25 Kinder hatten sich daraufhin gemeldet. Meine
Mutter nähte für sie Kochjacken, Halstücher und
Schürzen. Und sie erhielten einen kleinen Lichtbildausweis.
Schließlich wurden dann noch meine Mitarbeiter in der Arbeit
mit Kindern unterwiesen, und dann ging es los. – Heute
sind sie erwachsene Menschen. Aber immerhin gingen aus dieser
Gruppe ein Koch, ein Restaurantfachmann und eine inzwischen selbständige
Gastronomin hervor.«
Die zweite Staffel folgte in den Jahren zwischen 1998 und 2001,
in der die »Miniköche« sogar schon in einigen
europäischen Ländern zu finden waren. Jetzt läuft
das Projekt zum dritten Mal. Und längst sind sie mit Utensilien
von Profi-Herstellern ausstaffiert, die heute als Partner in
dieser ungewöhnlichen Freizeitbeschäftigung fungieren.
Als Hans-Ulrich Kauderer und seine Frau Heike von dem Projekt
hörten, erklärten sie sich ebenfalls spontan dazu bereit,
eine Gruppe unter ihre Fittiche zu nehmen und sie auszubilden.
Für die engagierten Kinder, wie den elfjährigen Matthias,
der »böschtimmt schon seit füüünf Jahren« Koch
werden will, ein wahrer Glücksfall. Ganz souverän ebenso
der 13-jährige Lars, der selbstverständlich auch am
heimischen Herd für die Familie Spaghetti und Maultaschen
zaubert. Kein Wunder also, dass selbst höchste Kreise von
diesen Kids entzückt sind. So durfte etwa eine ausgewählte
Gruppe von 100 »Europa-Miniköchen« an der gemeinsamen
Feier von Gräfin Sonja Bernadottes 60. und Graf Lennert
Bernadottes 95. Geburtstag – an der auch das schwedische
Königspaar anwesend war – die Vorspeise servieren.
Noch bis zum nächsten Sommer läuft die derzeitige Staffel,
dann sieht man weiter. Bis dahin genießen alle Beteiligten
jeden Alters, dass sie voneinander lernen und sich gegenseitig
motivieren können.
(ca. 3.500 Anschläge)
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